Meine Fresse was 'ne Messe (3)

Besucht am: 09.10.2015
Mit: Basti, David und Fabrice (zumindest teilweise)

Essen war am ersten Tag so gut, dass ich unbedingt noch einen Nachschlag wollte. Anna und Michael waren bereits nach einem Tag "satt": Michael musste auf die schlanke Linie seines Spieleregals achten und ich kaufe ja sowieso immer für zwei. Zum Glück konnte ich mit Basti, David und Fabrice einen weiteren Gang über die Messe machen und weitere Spiele probieren. Bekamen wir die Filetstücke oder eher die Schuhsohlen zwischen die Zähne? Findet es heraus!

Das Unterfangen wurde direkt von einem Nagel durch einen heimtückischen Angriff auf meinen Autoreifen sabotiert. Also musste ich schnell auf die S-Bahn umdisponieren. Dadurch verpasste ich wieder die Hallenöffnung, durfte mich aber zum Trost bereits am Essener Hauptbahnhof ins Getümmel stürzen. Den Messe-Verkehr der U-Bahnen kann man bestimmt besser organisieren, z.B. indem man nicht nur alle 8 Minuten einen Kurzzug losschickt.

Waggle Dance

Schwänzeltanz klänge etwas schlüpfriger
Los ging es mit einem dem putzigen Würfel-Placement Spiel Waggle Dance, in dem unsere Bienenvölker mittels Honigproduktion ausmachen, wer von uns die Königin unter den Bienen ist. Dazu werfen wir unsere Bienen Würfel und schicken sie reihum entsprechend der Augenzahl zur Arbeit. Es ist ja auch eine Menge zu tun: Wir müssen Nektar sammeln, neue Waben bauen, Eier legen, Eier ausbrüten, unser Nest umräumen (Arbeiterbienen sind halt alle weiblich...), Honig produzieren und Aktionskarten sammeln. Dabei muss auch auf die Würfelzahl der geachtet werden, denn Aktionen in der Mitte können nur einmal je Augenzahl verwendet werden. Nektar der 6 Pflanzen gibt es nur für die Bienenvölker mit den meisten Bienen vor Ort. Aktionen im eigenen Bau benötigen hingegen immer zwei Würfel mit einen Pasch.

Die blauen Bienen sind bereit für den Arbeitstag.
Das Spiel hat uns allen viel Spaß gemacht. Es war nicht zu komplex, sondern stellte uns jede Runde vor eine neue kleine Knobelaufgabe, wie wir unseren Würfelwurf am besten einsetzen. Auch wenn die Regeln an sich nichts Neues bieten, findet das Spiel mit seinem unverbrauchten Thema seine Nische - einmal kein "Baumeister/ Händler/ Handwerker/ Bauer im Mittelalter". Auch das wirklich schöne Artwork bietet einmal etwas anderes als Brettspiel-Braun und grimmigem Coverboy und passt perfekt zum leichten und einfachen Spiel. Ich bin nicht sicher, ob es über eine längere Spieldauer reizt und einen Spannungsbogen aufbauen kann. Die einzelnen Runden spielten sich alle ähnlich. Insgesamt bleibt aber ein guter Eindruck von einem leichten, luftigen (Bienen-)Arbeiterspiel, bei dem die Zeit wie im Flug vergeht.

Das Personal am Stand -  vor allem die Erklärbiene und Art Directorin des Spiels - war auch sehr sympatisch und mit viel Engagement und Begeisterung dabei. Sie freuten sich wie kleine Kinder, als wir unsere Würfel mit Summ-Geräuschen platzierten und nutzten das bei anderen Kunden direkt als Beispiel, wie begeisternd ihr Spiel doch sei. Total immersive und so.

Magic: The Gathering - Arena of the Planeswalker

OMG! Ein Magic-Brettspiel!? Mit Figuren!?!? Nerdgasmus!!!!!
Ein hochspannender "Spaß" bis zum letzten Weingummi.
So waren sicherlich einige Reaktionen bei der Ankündigung des Spiels. Was wir gesehen haben, war aber eine Enttäuschung und eines Magic nicht würdig. Das Spielprinzip basiert anscheinend auf dem 10 Jahre alten Plastikfest HeroScape und spielt sich auch so, als ob in den letzten 10 Jahren kein Spieldesign mehr gemacht wurde. Während man bei HeroScape zumindest noch mit coolen Plastikminiaturen und 3D-Geländeteilen zugeballert wurde, sehen die Magic-"Miniaturen" (von denen es stolze 7 pro Spieler gibt) aus wie billiges Weingummi. Dass die Planeswalker-Figuren vorbemalt sind, macht es nur noch schlimmer. Zusätzlich noch 3 kleine Plastikhügel und ein potthässlicher Pappaufsteller, der wohl Mauerwerk darstellen soll, in die Schachtel und fertig. Bei Magic-Karten sieht man vielfältiges und häufig hochwertiges Artwork. Hier blickt man auf einen leere Hexkarte mit ein paar wenigen häßlichen Figuren. Traurig.

Auch das Spiel selbst ist genauso uninspiriert. Jeder spielt einen Planeswalker, der Zauber wirken und 2 Kreaturentypen beschwören kann, in einem Arenakampf bis zum Tod. Ist man an der Reihe, kann man einen der Kreaturentypen oder den Planeswalker aktivieren und deren Figuren bewegen und gegnerische Figuren angreifen. Zusätzlich kann man noch Zauber in Form von Magic-Karten von der Hand ausspielen. Der Kampf ist wirklich sehr dröge. Ist der Gegner in Reichweite, würfeln beide Seiten eine Anzahl von Würfeln entsprechend ihres Angriffs- und Verteidigungswertes, die Differenz der passenden Symbole entspricht dem Schaden. Gähn.

Endlich fanden sie einen Bandnamen: "The Sloppy Paintjobs".
Im Handbuch wird viel Wert auf potentiell interessante taktische Elemente wie Positionierung, Sichtlinie und Reichweite gelegt. Außerdem kann der "Deckbau" mit mehreren Kreaturentypen und Karten sicherlich sehr reizvoll sein. Ob es das auch ist, kann ich aber nicht sagen, weil die Grundbox keine Möglichkeit dazu bietet. Pro Tipp: wenn man Spieler anfixen will, sollte man ihnen mit der Einsteigerbox die Stärken des Spiels zeigen und nicht eine generische Mini-Variante, um die Fanbois zu sofortigen Käufen zu drängen. Ja, X-Wing Miniaturenspiel und Herr der Ringe LCG, ich schaue auch euch an! Das machen andere Spiele wie Netrunner oder Game of Thrones LCG deutlich besser.

Es gibt mit Mage Wars sowieso schon ein viel besseres Magic-Brettspiel, welches vor allem mit einem Zauberbuch kommt, in dem man blättert und den nächsten Zauber auswählt. Gerade im Vergleich dazu ist Arena of the Planeswalker wirklich eine Enttäuschung. Immerhin ist der Name fast so lang wie Im Wandel der Zeiten: Das Würfelspiel - Späte Bronzezeit.

Wird es nach dieser Enttäuschung besser? Oder wird der Ruf weiterer Meilensteine der Spielegeschichte mit fragwürdigen Veröffentlichungen auf dem Altar des Kommerzes dem Gott des schnellen Euros geopfert? Findet es heraus in Teil 4 von "Meine Fresse, was 'ne Messe"!

"Wohin nur mit der Herr der Ringe Lizenz", fragt der Marketier verzweifelt.

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