Vorweihnachtlicher Spiele-Marathon (5) - Dominant Species!


Das ganze Grafikbudget ist fürs Cover draufgegangen
Gespielt am: 22.12.2014
Mit: Basti, David, Scheuer, Sebastian

Endspurt! Zur Krönung des Abends haben wir uns nochmal an einen echten Klopper gewagt: Dominant Species, ein Worker Placement Spiel mit guten Kritiken, aber hässlichem Artwork. Wir hatten erst nach Mitternacht begonnen, weswegen meine Erinnerungen spärlich sind. Und wenn ich jedes Regeldetail beschreiben würde, wäre ich nicht fertig bevor die nächste Eiszeit anbricht. Deswegen werde ich mich so kurz halten, wie meine Nacht danach war.

Das Spiel simuliert den Überlebens-, Anpassungs- und Verdrängungskampf von Arten während einer Eiszeit. Man beginnt mit seinen Tieren Klötzchen in der Mitte einer hexagonalen Welt und breitet sich von dort in unterschiedliche Landschaftshexe aus, die bestimmte Nahrung anbieten. Das muss man auch tun, denn allmählich aber unaufhaltsam breitet sich Eis von der Mitte des Spielfelds aus und macht Felder unbewohnbar. Um nicht auszusterben, nutzt man die Prinzipien der Evolution und passt seine Tiere Klötzchen der Umwelt an. Jede Runde gibt es Siegpunkte für die dominante Spezies in einzelnen Feldern.

Eine ca. 1-stündige Regelerläuterung ergab, dass es sich hierbei um knallhartes Worker Placement handelt. In jeder Runde macht man alles, war prähistorische Tiere Klötzchen so machen:
  • Die benötigte Nahrung seiner Tiere Klötzchen anpassen
  • Sich vermehren
  • Neue Gebiete bevölkern
  • Andere Tiere verdrängen
  • Die Eiszeit voranschreiten lassen
  • Siegpunkte einholen
Reihenfolge war in der Eiszeit sehr wichtig: jede Aktion kann von mehreren Arbeitern belegt werden, und wer zuerst kommt mahlt arbeitet zuerst. Die Abarbeitung der Aktionen geschieht entlang von 15 (oder so) Schritten, deren Reihenfolge man beim Einsetzen der Arbeiter berücksichtigen sollte. Denn jeder Schritt hat Konsequenzen auf die darauf folgenden. Bei der Wertung eines Feldes wird geschaut, welche Tierart Klötzchenart am besten von der dort zu findenden Nahrung leben kann.

Das Spiel in seiner ganzen Pracht
Das ganze ist so kompliziert und abstrakt wie es klingt und dauert auch seine 3 Stunden. Zu Beginn waren wir alle noch recht orientierungslos. Es halt auch nicht, dass die Aktionen nach den englischen biologischen Fachbegriffe benannt waren. Nach 1-2 Runden erschloss sich uns dann aber die Handlungsreihenfolge und die Wechselwirkung der Mechanismen. Ohne einen genauen Plan für die Runde (Tiere anpassen? Neue Gebiete besiedeln? Anderen Spielern Druck machen? Punkte einholen?) gewinnt man kein Land. Der Spielablauf ist sehr dynamisch und bildet die Flucht vor dem sich ausbreitenden Eis super ab. Man kann sich nicht seine kleine "Engine" einrichten und zufrieden Siegpunkte ernten, sondern muss sich permanent an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.

Schön ist, dass man nach einer schlechten Runde trotzdem noch ins Spiel zurück kommen kann. Meine Vögel Klötzchen waren nach Runde 2 fast komplett dezimiert. Ich konzentrierte mich auf neue Nahrungsquellen und Fortpflanzung. Mein Bestand konnte sich schnell erholen und ich meinen Punkterückstand aufholen. Zum Sieg hat es aber dann trotzdem nicht gereicht.

Der Überlebenskampf der Arten erreicht in dieser
atemberaubenden Szene seinen Höhepunkt!
Das Spieldesign ist also über allen Zweifeln erhaben. Aber warum muss das Spiel so hässlich sein? Die superdünnen Papp-Hexfelder, das unfassbar langweilig-nüchterne Grafikdesign und die Stefan Feld würdige Farbpalette überdecken den darunter liegenden Spielspaß. Wie viel mehr Stimmung würden alleine schon Tier-Pöppel statt eckigen Klötzchen bieten! Stattdessen hantiere ich mit türkisen Klötzchen und Konen, die auf beigen Hexfeldern mit "Wüste"-Aufschrift liegen, damit man erkennen kann, um was für eine Landschaft es sich hier handelt. Eine große Stärke von Agricola ist, dass es durch stimmungsvolle und hochwertige Komponenten die Angst vor der Komplexität nimmt und den Zugang erleichtert. Dominant Species hingegen schreit einen geradezu an: "Du willst Spaß? Sehe ich aus, als würde ich Spaß machen? Spaß ist bei mir ausgestorben!"

Zum Glück haben die inneren Werte auch Gewicht, und die sind bei Dominant Species definitiv vorhanden. Es hat Spaß gemacht, auch wenn es (mitten in der Nacht) etwas anstrengend war. Die Komplexität und das mit gutem Willen noch als "funktional" zu bezeichnende Grafikdesign verhindern allerdings höchste Weihen, so dass Dominant Species eher etwas für die "inneren", "speziellen" Spielezirkel ist. Ich wäre aber für weiteren Partien auf jeden Fall  zu haben.

Dominant Species bietet richtig Futter fürs Hirn. Kein Wunder dass so viele Tiere ausgestorben sind, wenn Evolution so anspruchsvoll ist!

2 Kommentare:

  1. Da hatte ich nie drüber nachgedacht - wäre echt witziger, wenn es Mini-Tier-Pöppel gäbe. Aber mir hat das Spiel gut gefallen, ist ja auch immerhin auf 23 bei BGG, und das zu recht. Und immer ein Pro: das Gewicht des Spiels!

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    1. Das Problem ist: es reicht halt nicht, nur Tiefgang zu haben, wenn es 10 Alternativen gibt, die Tiefgang UND ein ansprechendes Äußeres haben.

      Für Spiele gilt das im Übrigen auch ;-)

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