Zombicide!

Gespielt an: diversen Tagen
Mit: Anna, Martin, Michael, Sarah, Taschi

Die Schachtel verspricht eine Menge Splatterspaß
Vor langer Zeit, als Zombies noch nicht der heiße Scheiß waren und ich noch nicht sehr bewandert in Sachen Brettspielen, hatte ich mir Zombies! gekauft. Während eines Fahrradurlaubs fand ich es für 10 Euro auf dem Grabbeltisch eines Müller Drogeriemarktes in einer brandenburgischen Kleinstadt. "Geil, 100 Zombie-Plastikfiguren! Für einen 10er kann man nichts verkehrt machen", dachte ich. "Damit können wir bestimmt einige Abende verbringen."

Diese Woche im Horoskop: Zombies bringen Farbe in ihr Überleben
Seitdem habe ich eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass solche Abende sehr lang werden können und manche Dinge nicht umsonst auf dem Grabbeltisch liegen, so sehr man sie auch mögen möchte. Mittlerweile mäandern Zombies nicht nur quer durch den Mainstream, sondern auch durch die Welt der Brettspiele. Besonders viel Aufsehen und Kickstarter-Geld erlangte Zombicide, ein französischer Ameritrash mit der heiligen Nerdgasmus-Dreifaltigkeit: Zombies, dutzende Miniaturen und ein absurd hoher Preis. Aber kann es mich als gebranntes Kind überzeugen? Oder ist es nicht nur in Thema, sondern auch in Qualität vergleichbar mit seinem Urahn?

Mein Typ schießt auch in Stereo
In Zombicide verkörpern die Spieler Stereotypen aus Zombiefilmen und müssen sich gegen unentwegt anstürmende Zombiehorden zur Wehr setzen. Das Ziel für die Spieler ist genauso wie der modulare Spielplan je nach Szenario unterschiedlich. Die Spieler führen im Uhrzeigersinn jeweils 3 Aktionen aus, gerne auch die selbe Aktion mehrmals. Man kann sich in ein Nachbarfeld bewegen, Zombies bekämpfen, Türen öffnen, Ausrüstung mit anderen Typen tauschen oder Häuser nach Ausrüstung durchsuchen. Letzteres geht aber nur einmal pro Runde - keine Regel ohne Ausnahme! Anschließend sind die Zombies an der Reihe. Sie schlurfen langsam auf die Spieler zu und erhalten Verstärkung an mehreren "Eingängen" am Rande des Spielfelds. Welche und wie viele Zombies kommen, bestimmt ein Kartendeck.

Würfel, Spaß und Zombies? Das sind ja gleich 3 Dinge auf einmal!
Welche 2 Dinge machen am meisten Spaß in Zombiespielen? Richtig, Zombies niedermetzelnwürfeln! Und dazu hat man nicht nur ausreichend Gelegenheit in Zombicide, sondern auch ein reichhaltiges Arsenal an Knüppeln, Äxten, Uzis, Pistolen, Gewehren und - natürlich - Kettensägen zur Verfügung. Die Waffe bestimmt dabei, wie viele Würfel man wirft und welche Augenzahlen tödlich für Zombies sind. Passt, geht schnell und macht Spaß. Für erledigte Zombies erhält man Erfahrungspunkte, mit denen man seinen Charakter verbessern kann. Hat man sich aber zu sehr verbessert und "levelt up", werden die Zombies sauer und treten in noch größeren Horden auf den (Spiel-)Plan. Es gilt also, die Verantwortung für die Zombie-Elimination auf mehrere Schrotflinten zu verteilen.

Zu Beginn ist die Zombieplage noch überschaubar ...
Zombicide strotzt vor thematischen Anspielungen - jede Spielerfigur haben wir bereits in mindestens 3 Zombiefilmen gesehen, und all unsere liebsten Zombies kommen vor - langweiliger Standardzombie, schneller Zombie, robuster Zombie und quasi unbesiegbarer Zombie. Auch viele Regeln unterstützen die Atmosphäre: manche Waffen oder Aktionen verursachen Lärm, der die Zombies anlockt. In Häusern findet man ständig Waffen (es spielt schließlich in den USA) oder Gegenstände, die man zu Molotov-Cocktails verarbeiten kann. Auf der Straße kann man in Autos einsteigen und mit diesen munter Zombies überfahren. Manche Spieler können das auch den gesamten Abend hinweg mit Begeisterung tun.

... aber nach kurzer Zeit sieht es ganz anders aus
Die Erfahrungsmechanik erzeugt einen Spannungsbogen und lässt das Spiel langsamen eskalieren. Sind die Zombies zu Beginn noch gut handhabbar, werden sie spätestens nach dem zweiten "Level Up" so zahlreich, dass man besser sein Missionsziel schon fast erfüllt haben sollte. Die Spieler müssen sich deswegen untereinander auch unbedingt abstimmen und unterstützen, wenn sie gewinnen wollen. Allerdings ist  Spiel nicht knüppelhart und verzeiht einige Fehlzüge und Gehirnkrämpfe.

So teuer? Da könnt ich mich rot und schwarz ärgern!
Wir hatten bislang bei allen Spielen Spaß mit Zombicide. Es bietet solides Zombies-zerhacken, launige Würfelorgien und garantierte Spannungsmomente. Die Regeln sind stimmig und wirken recht modern für ein Ameritrash-Spiel. Aber: kein Ameritrash ohne unintuitive und fitzelige Sonderregeln. Diese unterbrechen den Spielfluss aber zum Glück nur kurz. Das Spiel könnte einen Ticken kürzer sein, auch weil man gegen Ende Gefahr läuft, durch unglücklich gezogene Zombiekarten plötzlich und unerwartet von den Zombies überrannt zu werden.

Insgesamt also ein Spiel, was genau die Erwartungen erfüllt. Es ist nicht zu komplex und spielt sich auch nach 2 oder 3 alkoholischen Getränken noch flüssig. Die Miniaturen und das Artwork sind auch super, was aber bei dem hohen Preis auch nicht anders sein sollte. Gefällt es mir: Ja! Würde ich 65 Euro dafür ausgeben? Nein! Dafür bin ich doch zu wenig Miniaturen-Fetischist.

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