Evolution - The Origin of Species!

Gespielt am: 08.02.2014
Mit: Anna, Fabrice

Die Rückseite der Schachtel wirbt mit Fachkompetenz
Spiele-Professor Fabrice war zu Gast. Zusätzlich zu seiner Individual-Vorlesung Netrunner - eine Einführung (dazu später mehr) erklärte er sich freundlicherweise bereit zu einem Exkurs Darvin trifft Knizia - Biologie und Spieldesign am Beispiel Evolution.

Evolution - The Origin of Species von RightGames möchte uns die Wirkungsweise des gleichnamigen Naturprinzips auf spielerische Weise näher bringen. Der Name des Verlages legt eine korrekte Vermittlung von Fachwissen nahe, aber können wir uns da auch sicher sein? Aber natürlich - Autor Dmitry Knorre besitzt einen waschechten Doktortitel in Biologie, wie auf der Packungsrückseite stolz verkündet wird. Letzte Zweifler werden durch die euphorische Qualitätsbezeugung ("Excellent game!") von Dr. G. Bazikin (ebenfalls Biologe) und seinem Kompetenz ausstrahlenden Titel "Head of the Molecular Ecology Department of the Institute for Information Transmission Problems" überzeugt.

Meine Startkarten boten fettes Potential
Nachdem die wissen-schaftliche Korrektheit also gesichert ist, können wir uns dem Spiel selbst widmen: Im Kartenspiel Evolution spielen wir selbige nach, indem wir unsere Kreaturen wie Mutter Natur anpassen und spezialisieren. Dies funktioniert über die Handkarten, die eine oder mehrere biologische Eigenschaften darstellen. Als echter Kenner der Materie hat Dr. Knorre natürlich alle wichtigen Prinzipien inkludiert:
  • Ein Fleischfresser kann andere Tiere essen, benötigt aber auch mehr Futter.
  • Man kann seine Tiere durch Tarnung (oder Fluchttier, Giftig, Einbuddeln und weitere Eigenschaften) davor schützen...
  • ...woraufhin die Fleischfresser wiederum mit Verbesserungen wie scharfen Augen gepimpt werden.
  • Besonders lästig sind Parasiten - befallene Kreaturen müssen Unmengen fressen, um nicht zu verhungern.
  • Eigene Kreaturen können auch über Kooperation oder Symbiose effektiver gemacht werden.
Jeder spielt reihum eine Handkarte aus - entweder als neue Eigenschaft für ein existierendes Lebewesen oder umgedreht als neue Schöpfung. Sobald alle gepasst haben, bekommen die Tiere plötzlich Hunger und müssen ernährt werden. Würfel bestimmen, wie viel Futter es in diesem Zeitalter gibt (übrigens ein weiteres Indiz für den geringen Einfluss von Gott auf die Schöpfung). Reihum darf jeder Spieler ein Tier ernähren, entweder mit Futter aus der Mitte oder mit Tieren anderer Spieler (wenn es ein Fleischfresser ist). Tiere, die nicht genug Futter abbekommen, haben Pech gehabt und verhungern. Danach gibt es neue Handkarten (wer mehr Kreaturen hat, bekommt mehr Karten) und ein neues Zeitalter bricht an.

Das Ende des Spiels - Masse statt Klasse war mein Motto
Sobald alle Karten aufgebraucht sind, bewertet die kosmische Jury die Perfektion der Faunen. Dabei legt sie Wert auf Anzahl und Entwicklungsgrad (=Anzahl Eigenschaften) der Kreaturen. Annas schwanzabwerfende Mimikry-Fleischfresser und im Wasser rennende Fettklöpse waren die unangefochtenen Herrscher der Welt, wohingegen Fabrices schwanzabwerfendes Riesentier (abnehmbare Schwänze waren der Hit im Tertiär) und meine 3 rudimentären Amöben nur eine Randnotiz in der Geschichte der Evolution Wert waren.

Sobald wir verstanden hatten, wie die Eigenschaften funktionieren, lief das Spiel angenehm flott. Unsere Tiere passten sich tatsächlich an die geänderte Fauna an und die skurrilen Geschöpfe sorgten für ein paar Lacher. Anna dominierte die gesamte Partie über durch viele Fleischfresser, und Fabrice und ich fanden keine wirksamen Gegenmittel. Mit einem Lebewesen bekam ich nur wenige Handkarten und somit sehr wenig Einfluss auf die Partie. Dadurch wurde ich über Jahrmillionen hinweg klein gehalten. Es wäre besser vielleicht gewesen, meine Lebewesen sterben zu lassen, um einen neuen Anlauf mit mehr Handkarten starten zu können.

Die Qualität des Spiels pantomimisch dargestellt
Man darf von Evolution keine strategische Tiefe erwarten, da man von seinen wenigen Handkarten abhängig ist. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass das Spiel vor sich hin läuft, ohne dass ich den Verlauf groß beeinflussen konnte. Dafür ist die Mechanik sehr stimmig und passend zum Thema. Etwas mehr Geld für Layout und Grafik hätte dem Spiel gut getan - die Eigenschaften könnten z.B. durch Piktogramme besser dargestellt werden und die Illustrationen sind in ihrem einfarbigen Grün sehr uninspiriert. Es wirkt eher wie ein Prototyp zum Testen als ein fertiges Spiel.

Evolution macht durchaus Spaß und ist "nett", wird aber in der Evolution der Gesellschaftsspiele keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Doktoren Knorre und Bazikin können sich also wieder Tieren und Problemstellungen der Informationsübermittlung in der Molekularökologie widmen.

P.S.: Das nächste Mal räume ich meinen Tisch auf!

1 Kommentar:

  1. Das spiel interessiert mich auch - es ist vergriffen, aber es gibt sogar noch eine Erweiterung dazu!

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